Bunbury. 

Ernst sein ist alles.

 

Oscar Wildes „Bunbury. Ernst sein ist alles.“, eine triviale Komödie für ernsthafte Leute, begeistert seit Ende des 19. Jahrhunderts die Gemüter und hat nichts an Aktualität eingebüßt. Mit der Komödie eines der bedeutendsten englischsprachigen Schriftstellers, knüpft der Theaterverein unter neuer Regie (Sebastian Bente) an seine Tradition an, sich mit großen Werken zu beschäftigen und gleichzeitig den Bezug zu heutigen Themen herzustellen.
Die beiden Junggesellen Algernon (Raphael Nowaczyk) und Jack (Erik Hanovsek) führen ein Doppelleben, um ihren geheimen Wünschen unerkannt nachgehen zu können. Algernon pflegt seinen nichtexistierenden Freund Bunbury, um gesellschaftlichen Verpflichtungen zu entkommen. Jack hingegen liegt das Wohl seines lasterhaften, wenn auch ebenfalls nicht realen Bruders Ernst am Herzen. Als sich dann beide in Gwendolyn (Valentina Moretto) bzw. Cecily (Anett Schultze) verlieben, deren unerschütterliches Ideal es ist, nur einen Mann namens „Ernst“ lieben zu können, nimmt das Drama seinen Lauf. 

Tante Auguste (Ulla Kottmann) hat dabei auch noch ein Wörtchen mitzureden und wiegt resolut Liebe gegen Vermögen auf. Ein Pfarrer (Rolf Brinkmann) und eine Lehrerin (Tetiana Afanasieva) sollen ebenfalls überraschend zum Geschehen beitragen, sowie ein Gurkensandwich, welches zu ungeahntem Ruhm kommt. Während Butler Lane/Merriman (Thomas Bente) alles dafür tut, nicht aus dem Tritt zu geraten, gibt der Theaterbrigadier (Winfried Kluth) gelassen den Takt für diese gesellschaftliche Versuchsanordnung vor. 

Wer bin ich? Darf ich sein, wer ich bin? Wie biegbar ist ein Ideal? Was bedeutet Beziehung? Bedeutet etwas zu erfinden, sich zu erinnern? Gekonnt lässt Oscar Wilde in dieser rasanten Komödie Erwartungen aufeinandertreffen und unterläuft und entlarvt bis heute (vermeintlich) moralisch-gesellschaftliche Konventionen mit Witz, Ironie und einer Prise Doppeldeutigkeit.